Hin und hergerissen hier. Einserseits sehe ich den Einfluss der Religion gerne abnehmen, sowie ihre Bedeutung in der Gesellschaft allgemein. Andererseits sehe ich auch das Problem, dass wir dann die Deutungshoheit in dem Bereich privaten religiösen Vereinen überlassen, die teilweise eine sehr bedenkliche Einstellung zur FDGO und unseren liberalen Werten haben.
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Es macht halt irgendwie schon Sinn über so gesellschaftlich prägende Dinge wie Religion zu unterrichten. Aus meiner Sicht macht es aber wenig Sinn, dann man dann einzelnen Religionsgemeinschaften erlaubt, sich selbst darzustellen, anderen dann wieder nicht und das alles dann auch noch über Lehrpläne, die von diesen Religionsgemeinschaften bestimmt werden mit disziplinarischem Zugriff auf die Lehrkräfte selbst. Das gehört eigentlich in den Sozialkunde/Politikunterricht
Ich würde das in Fach Ethik unterbringen. Religion beschäftigt sich ja grob gesagt ebenfalls mit der Frage was Gut und was Schlecht ist. Das kann man dann eben aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlicher Weltanschauungen betrachten.
Aus dem Gedanken dass Ethik ja erstmal nicht primär Wertevermittlung sondern eine grobe Einführung in die Disziplin Werte als Objekt zu analysieren sein soll:
Weltanschauungskunde für alle? Gedacht als ein wilder Sampler der den Horizont erweitern soll und mal nen groben Überblick gibt was für Perspektiven Leute im Land so haben können.
Bayerndeutsche haben Cannabaceaedichotomie (Hopfen gut Hanf schlecht), muslimische Deutsche haben fünf Glaubenssäulen, Naturwissenschaftsdeutsche sind der Überzeugung, dass man das Verständnis von Dingen verbessern kann indem man guckt und aufschreibt und dann wieder guckt, Autodeutsche brumm brumm, behinderte Deutsche würden von anderen gern weniger behindert und mehr zugehört werden, christliche Deutsche wollen Wochenendtombolas und Kaffeeklatsch.. Naja, sowas halt.
Gern bzw bevorzugt mit Beteiligung der Gruppen über die es geht (nichts über uns ohne uns und so), aber eben primär als Propaganda für FDGO und so (mit nem Ehrlichkeitsmechanismus) und nicht als Propagandakanal für Entitäten die mit Hitler mal Konkordatdeals gemacht haben.
Ethik in seiner aktuellen Form ist auch nicht wirklich zielführend. Irgendwelche "großen" Philosophen wiederkäuen, ist auch größtenteils Zeitverschwendung.
Andererseits sehe ich auch das Problem, dass wir dann die Deutungshoheit in dem Bereich privaten religiösen Vereinen überlassen, die teilweise eine sehr bedenkliche Einstellung zur FDGO und unseren liberalen Werten haben.
Meine 2ct: Wir sollten den konfessionsgebundenen Religionsunterricht abschaffen und durch neutrale Religionswissenschaften ersetzen.
Dafür nötig wäre allerdings eine Änderung des Art. 7, Abs. 3 GG:
Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
Dafür sehe ich aber leider nicht mal im Ansatz eine Mehrheit. Die Religiösen sind ja in allen Parteien vertreten. Teilweise in hohen Ämtern (siehe z.B. Katrin Göring-Eckardt oder Bodo Ramelow)
In Hamburg gibt es seit einigen Jahren "Religionsunterricht für alle". Das bedeutet, das Religion nach einem einheitlichen Lehrplan von Beauftragten verschiedener Religionen unterrichtet. Verantwortlich dafür sind:
- die evangelischen Nordkirche,
- das Erzbistum Hamburg
- die alevitische Gemeinde
- die jüdische Gemeinde
- die islamischen Verbänden Schura, VIKZ und DITIB
Das halte ich für eine relativ sinnvolle Einrichtung , weil so zum einen Leute zur Verfügung stehen, die aus ihrer eigenen religiösen Erfahrung berichten können und zum anderen eine ausgewogene Darstellung der verschiedenen Religionen sehr viel wahrscheinlicher ist. Ich denke, dass diese Form des Religionsunterrichts auch für atheistische Kinder einen Wert haben könnte.
Habe damals in Reli immer nur "Ja das wollte ich auch sagen" gesagt und hatte dafür eine 1 im Zeugnis. Deshalb finde ich sollte das bleiben.
/s
Ich hatte Religion aus drittes Prüfungsfach im Abi - war einfach der Weg des geringsten Widerstands. Aber ja, das Zeug muss weg. In einem säkularen Staat hat sowas keinen Platz.
Finde das ein werteneutraller Religionsunterricht sehr wichtig ist um der Indoktrination in den Familien entgegenzuwirken.
Du meinst dass Fach "Ethik", in dem man philosophisches und religiöses Denken aus mehreren Erdregionen kennen lernt?
Wie man das Fach jetzt nennt, finde ich persönlich nicht so wichtig.
In diesem Kontext ist das schon sehr wichtig, weil Religionsunterricht in Deutschland konfessionell ist. Diese Unterscheidung wird auch so im Artikel benannt:
Überhaupt nicht nachvollziehbar sei die Entscheidung, Religion mit drei Stunden in der Stundentafel zu belassen. „Wir fordern ein einstündiges Fach ‚Werteerziehung‘. Der Religionsunterricht wird der Realität in einer multikulturellen Gesellschaft nicht mehr gerecht und benötigt natürlich auch personell unglaublich viele Ressourcen, weil ja immer geteilt werden muss. Doch um gemeinsame Werte zu vermitteln, braucht es unbedingt den Klassenverband. Es wirkt beinahe dogmatisch, dass hier nicht zum Wohle aller gekürzt wird. Man hätte sich in der Sache mehr Mut von der Kultusministerin gewünscht, die sich einem „Machtwort“ des Ministerpräsidenten gebeugt zu haben scheint“, meint Borgendale. So müssten nach jetzt 100 Jahren endlich auch die bayerischen Kirchenverträge von 1924 und die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen den geänderten gesellschaftlichen Realitäten und Erfordernissen angepasst werden.
Sehr deutsche Antwort. Mir gehts um den Inhalt des Untertichts, nicht den Namen.
Na ja, bei uns (Sachsen) heißt das so. Ein sehr großer Teil der Kinder war hier aufgrund des Einflusses des Sozialismus schon immer areligiös, deshalb gibt es hier schon lange die Wahl zwischen katholischer/evangelischer Reilligionslehre oder eben "Ethik". Da müsste man nur einen dieser Teile abschaffen.
Moment das gibt es nicht in jedem Bundesland? In Hessen war das bei mir, vor ewigkeiten auch so.
Bei mir in NRW war es (vor 20 Jahren) so, dass man den Religionsunterricht mit einem Schrieb von den Eltern ablehnen konnte. Es gab dann ersatzweise Ethikunterricht, der aber laut den Kindern die teilgenommen haben, eher eine Art "Notbetreuung" war. Das waren auch nur 5-10 Kinder, aus allen Klassen zusammengewürfelt und eine demotivierte Lehrerin die Arbeitsblätter austeilte. Wer in seiner Klasse bleiben und nicht zu den Außenseitern gehören wollte, der musste am Religionsunterricht teilnehmen.
Nee wir hatten richtigem Ethik Unterticht ich glaube ab Gymnasium? War zwar der gleiche Lehrer wie evangelischer Religionsunterricht aber der Typ ( drei Finger Joe Wie wir ihn nannte) konnte das super trennen.
Ich hatte Ethikunterricht bei einem von Jesuiten erzogenen Ex-Katholiken der viel Wert darauf legte, sich an der Katholischen Kirche für sein eigenes Leiden unter ihr zu rächen. Sehr schön.