this post was submitted on 10 Jan 2025
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Dazu gibt es auch Daten: in den Bundesländern gab es nur eine Wahl (2019), wo die AfD bereits ihr wahres Gesicht gezeigt hat und massiv zulegte. 2014 lief das ja noch als Luckes "Professoren-Partei" und Merkel hatte die noch nicht mit "Wir schaffen das!" auf die Zinne gebracht. 12,2% waren in Brandenburg das beste Ergebnis dabei.
Die Wählerwanderung 2019 zeigt ein bekanntes Bild:
Lass dir mal insb. Sachsen auf der Zunge zergehen: fast eine Viertelmillion ehem. Nichtwähler. Ja, ehem. CDU-Wähler sind stark vertreten, aber der Anteil SPD-Wähler ist in 2 von 3 Ländern hinter den Linken-Wählern und im Dritten quasi gleichauf. Wenn man jetzt sagt, die SPD-Wähler wären ja vorher schon in die Nichtwähler gewechselt und dann von dort zur AfD, worauf basiert man die Annahme, dass in der Menge der Nichtwähler so ein großer Anteil SPD-Wähler steckt?
Wenn wir uns als nächstes die Wählerwanderung zu den Nichtwählern eine Wahl vorher 2014 anschauen, weil die Leute dort vielleicht schon irgendwie im Urin hatten, dass ihr Land offenbar ein Jahr später leider "an der ungehemmten Flut von Ausländern komplett kollabieren wird" und fairerweise schon 2014 der Faschist Höcke in Thüringen kandidierte, dann sehen wir das hier:
Erstaunlich ist generell der eher geringe Teil, der zur AfD wechselt. Und gerade in Brandenburg waren die Sozen offenbar echt sauer und sind wirklich erstaunlich zahlreich zu den Nichtwählern gewandert. Das gleiche gilt allerdings auch für Wähler der Linken, wo noch mal ein Drittel mehr nicht mehr mitgemacht hat. Union und Gelb haben auch noch mal ganz gut reingebuttert. Was da wohl los war?
Einen überdurchschnittlichen Anteil an ehem. Sozen bei den Nichtwählern kann man daraus jedoch nicht annehmen.
Interessant ist, dass in allen drei Ländern der massive Erfolg bei ehem. Nichtwählern erst ab 2019 eingesetzt hat, also als aus der angeblichen "VWL-Prof-Partei" das offen völkisch-rechte Geschmeiß wurde.
Edith: ich hab mir für 2014 jetzt mal die Wanderungen zur AfD geklemmt, ist ja eh schon viel. Soviel nur: auch da ist die SPD in allen Bundesländern keine Hauptquelle, sondern primär Union, Linke und FDP.
Du scheinst komplett zu ignorieren das in den von dir beispielhaft genannten Bundesländern, mit Ausnahme von Brandenburg, die Linke funktionell und praktisch in diesen Jahren das SPD equivalent war.
Ausserdem war auch schon lange vor 2014 die große Koalition an der Macht und sowohl die SPD also auch die CxU hat dabei über die Jahre massiv Wähler verloren bei gleichzeitigem Anstieg der Nichtwähler. Das sich das nicht sofort in AfD Wähler umgemünzt hat lag sowohl an der früheren AfD selbst als auch and verschiedenen anderen Faktoren.
Es wäre leichter, deinem Argument zu folgen, wenn du es mit Daten unterfüttern würdest, so wie ich es auch bei meinem probiere.
Aber gut: Merkel regierte seit 2005. Erste Wahl danach in den Bundesländern war 2009. So haben sich die Nichtwähler dort entwickelt:
Das einzige Bundesland, wo es eine Wanderung zu den Nichtwählern gab, war Sachsen. Und auch dort ist der Anteil der SPD nicht der größte, sondern Linke und NPD liefern sich nach der Union ein Duell um Platz 2, die SPD folgt mit der Hälfte dahinter. Ich erkenne daraus einen Beleg, dass die SPD-Wähler als primärer Faktor, auch über Nichtwähler zur AfD gewandert sind, jedenfalls nicht.
Ok, jetzt sagst du, die Linke ist in diesen Bundesländern eigentlich eine SPD. Darum sollen Wechselwähler von Linke zu AfD eigentlich als SPD-Wähler gezählt werden? Wirkt auf mich ein bisschen wie ein "No true scotsman". Zumal man ja sagen muss: wenn die Linke in diesen Bundesländern die SPD gewesen sein soll, dann ist die Linke überall die SPD gewesen. Was ist die Linke denn gewesen, wenn nicht die ostdeutschen Bundesländer? Während sie dort regierte und eine klare Machtbasis besaß, kam sie im Westen nicht mal in die Parlamente. Nee, tut mir leid. Ich weiß nicht, warum die Annahme, der sprichwörtliche "kleine Mann" kann sich im Osten für die AfD begeistern, dich so vehement stört, aber vielleicht findest du ja die Wählerwanderungen, die deinen Punkt stützen. So glaube ich erst mal, was ich sehe.
Edith, weil ich es gerade noch mal gelesen habe, vielleicht hier die Brücke zwischen uns. Du schreibst:
Das mag durchaus sein, steht aber mit meiner Aussage nicht in Konflikt, dass ökonomisch abgehängte in Ostdeutschland für die AfD eine relevante Wählergruppe ist. Vielleicht ist hier ein Missverständnis?
Du scheinst zu glauben das es Wähler für Parteien gibt, aber das Gegenteil ist der Fall... Parteien versuchen eine bestimmte Wählerdemographie zu erreichen. Aus historisch gewachenen Gründen ist die Wählerdemographie die in Westdeutschland meist die SPD wählt in vielen (aber nicht allen) Ostbundesländern lange bei den Linken gelandet. Daher haben viele Ostverbände der Linken auch klassische sozialdemokratische Politik gemacht und sind entsprechende Regierungskoalitionen eingegangen.
Die von dir verlinkten Grafiken sind daher irreführend, da sie weder diesen Zusammenhang zeigen noch die Zahlen in Relation zu der Gesammtwählerschaft setzen. Wenn die SPD in einem Ostbundesland sowieso unter 10% bekommt, dann sehen Zahlen als Gesammtsumme natürlich klein aus.
Zu guterletzt streite ich auch garnicht ab das es auch ein paar ökonomisch Abgehängte in Ostdeutschland gibt die die AfD wählen. Aber die überwiegende Mehrzahl ist weiterhin bei den Nichtwählern zu finden und Bundesweit kommt die AfD damit nicht auf 20% da diese Ostbundesländer dafür viel zu dünn besiedelt sind.