"Ramadan Mubarak!" - "Einen gesegneten Ramadan": Was mit dem Gruß zum islamischen Fastenmonat beginnt, ist keine normale Nachricht, sondern ein Hackerangriff. Im Frühjahr 2025 erhielten Mitglieder des Weltkongresses der Uiguren (WUC) in München eine E-Mail. Wer auf den Link im Text klickte, ließ unbemerkt einen Trojaner auf sein Gerät, der Sicherheitseinstellungen aushebelt - und damit lokale Dateien, IP-Adressen und Identifikationsnummern an die Angreifer übermitteln konnte.
Das "Citizen Lab", eine renommierte Forschungsgruppe an der Universität Toronto, bestätigt: Der gesamte Angriff, einschließlich aller beobachteten Methoden und Taktiken, stimmt mit bekannten Attacken staatlicher chinesischer Hackergruppen überein.
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Auch westliche Geheimdienste schlagen Alarm. Anfang April warnen deutsche, US-amerikanische, britische, kanadische und australische Behörden vor gezielten Cyberangriffen aus China. Ziel sei laut Analyse: die digitale Überwachung chinesischer Minderheiten im Ausland - insbesondere Uiguren, Tibeter, Menschen aus Hongkong und Taiwan.
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Im Rahmen des internationalen Rechercheprojekts "China Targets", an dem auch das ZDF beteiligt ist, haben Reporter über 100 Fälle aus mehr als 20 Ländern dokumentiert, in denen China gezielt Uiguren, Tibeter, Menschen aus Hongkong und Taiwan, Kritikerinnen und Aktivisten im Ausland mit Morddrohungen, Nötigung und Cyberattacken angegriffen hat.
Allein in Deutschland haben ZDF-Reporter mehr als ein Dutzend dieser Fälle recherchiert. Die Betroffenen berichten von Morddrohungen und Online-Attacken - und davon, dass ihre Familien in China unter Druck gesetzt wurden.
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Trotz der wachsenden Bedrohung erfassen deutsche Behörden die Fälle nicht systematisch. Das Bundeskriminalamt (BKA) führt keine gesonderte Statistik zur Verfolgung chinesischer Dissidenten.
Der Verfassungsschutz bleibt zurückhaltend - teilt jedoch auf ZDF-Anfrage mit: "Alle Ausprägungen der Transnationalen Repression (TNR), von (digitaler) Einschüchterung bis hin zu Akten des Staatsterrorismus, verletzen grundlegende Menschenrechte und stellen einen Eingriff in die Souveränität und Sicherheit Deutschlands dar."
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Gleichzeitig pflegt die Bundesregierung ihre Beziehungen zu Peking: China ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Sogar auf militärischer Ebene arbeiten die Staaten zusammen.
Laut als Verschlusssache eingestuften Bundestagsunterlagen, die dem ZDF vorliegen, fanden im Zeitraum 2014 bis 2024 insgesamt 122 Delegationsbesuche zwischen dem Verteidigungsministerium Deutschlands und chinesischen Streitkräften statt. 80 Angehörige der Streitkräfte wurden in Deutschland ausgebildet.
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