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[–] [email protected] 47 points 7 months ago (2 children)

"Frauen erhalten im Durchschnitt um 21 Prozent kürzere Haftstrafen als Männer, die ein vergleichbares Verbrechen begangen haben", so Max Haveler vom Verband für Gleichberechtigung im Strafvollzug (VerGleiS). "Wir fordern daher gleiche Haftstrafen für gleiche Verbrechen."

Schade, dass die Realität das deutlich übertrifft:

the United States men are most adversely affected by sentencing disparity being twice as likely to be sentenced to jail after conviction than women and receiving on average 63% longer jail sentences.

https://en.wikipedia.org/wiki/Sentencing_disparity

Ich habe so schnell keine Daten für Deutschland gefunden, aber der Anteil der Frauen an den Gefangenen ist in den USA deutlich höher. Hier dürfte es also mindestens so schlimm sein.

[–] [email protected] 23 points 7 months ago (3 children)

Es ist aber auch verkürzt anzunehmen, dass die Unterschiede alleine aufgrund einer Bevorteilung / Benachteiligung auf Basis Geschlechts entstehen. Üblicherweise werden Dinge die Reue, Geständnisse, Chance auf Resozialisierung mit berücksichtigt und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es dort im Durchschnitt sehr signifikante Unterschiede gibt.

Unabhängig davon warum es so ist, wünsche ich mir aber nicht mehr Frauen im Gefangnis, sondern weniger Männer im Gefängnis.

[–] [email protected] 32 points 7 months ago

Unterschiede, die in der Sache liegen, oder in sexistischen Annahmen?

Beispiel Reue, sind Frauen reumütiger, oder wird ihnen die behauptete Reue einfach eher geglaubt?

Beispiel Resozialisierung, sind Frauen von Natur aus besser resozialisierbar, oder sind die Resozialisierungsangebote vlt. besser als bei Männern?

Falls es dazu Forschung gibt, hat diese kaum ihren Weg in den Diskurs gefunden, bzw. über die Frage warum Männer härtere Urteile als Frauen erhalten findet einfach kaum öffentlicher Diskurs statt.

[–] [email protected] 11 points 7 months ago (2 children)

Anders als bei der sogenannten Gender Pay Gap, ist das bereinigt, wie in dem Wikipediaartikel steht:

a form of unequal treatment in criminal punishment that is often of unexplained cause and is at least incongruous, unfair and disadvantaging in consequence

Wohingegen es beim Gender Pay Gap eigentlich zwei gibt, nämlich

(...) non-adjusted versus adjusted pay gap. The latter typically takes into account differences in hours worked, occupations chosen, education and job experience. In the United States, for example, the non-adjusted average woman's annual salary is 79–83% of the average man's salary, compared to 95–99% for the adjusted average salary.

Sprich: Nur einen unbereinigten und kaum einen, den man nicht erklären könnte.

[–] [email protected] 5 points 7 months ago

Anders als bei der sogenannten Gender Pay Gap, ist das bereinigt, wie in dem Wikipediaartikel steht:

Naja, es ist so bereinigt, wie der kleinere Gender Pay Gap. Für den gibt es auch "diskriminierungsfreie" Erklärungen, wie z.B. besseres Verhandeln bei Männern, aber diese 1 bis 5 Prozent sind halt nicht erklärt und Diskriminierung ist da eine der Hauptverdächtigen. Außerdem ist z.B. fraglich, ob einige der Dinge, die rausgerechnet werden, nicht bereits Diskriminierung beinhalten.

Allerdings sind 63% natürlich eine andere Größenordnung als 1% bis 5%.

[–] [email protected] 4 points 7 months ago

Hätte ich vllt dazu sagen müssen, aber ich hab mich bei meiner Antwort nur auf Deutschland bezogen, weil der Ursprungskommentar für die USA schon relativ konkrete Infos verlinkt hat

[–] [email protected] 10 points 7 months ago* (last edited 7 months ago) (1 children)

Ja, natürlich ist eine Korrelation nicht unbedingt eine Kausalität. Deshalb ist es ja so problematisch von rohen Zahlen (z.B. dem Frauenanteil in Vorständen) auf eine Diskriminierung zu schließen. Es ist fast unmöglich den "Diskriminierungsanteil" zu berechnen.

Wir haben hier allerdings schon eine bereinigte Form - 63% sind weniger als die 1495%, die wir (edit: in Deutschland) bekommen, wenn man nur die Zahl der Menschen im Gefängis betrachtet. Insofern sollte man eine heftige Diskrimierung schon als Arbeitsthese benutzen.

Vielleicht sollte man öfter Justizias traditionelle Augenbinde benutzen. Je weniger irrelevante Informationen Entscheider:innen haben, desto weniger können sie diskriminieren. In einer digitalen Akte das Geschlecht und die Herkunft zu schwärzen ist ziemlich einfach.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago (2 children)

Bei Gerichtsverfahren wäre das eigentlich auch durchaus machbar und angebracht die einfach voll digital ohne Präsenztermine zu machen, dann können solche Faktoren tatsächlich komplett anonymisiert werden. Und nebenbei könnte man das ganze wahrscheinlich auch komplett schriftlich machen was die Transparenz erhöhen dürfte.

[–] [email protected] 3 points 7 months ago

Ja, damit schaltet man natürlich auch Dinge wie "Menschenkenntnis" aus, aber ich denke das ist eher ein positiver Faktor.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago (1 children)

Es klingt hilfreich, wenn man diese irrelevanten Informationen ausblendet, aber man verliert dann auch den Blick ins Gesicht der/des Angeklagten. Und auf Papier lügt jeder gut, noch besser, wenn er dabei direkt ChatGPT nutzen kann.

Lustigerweise könnte man den Schwur der ehrenamtlichen Richter so auslegen, dass sie den/die Angeklagte nicht ansehen dürfen:

Ich schwöre, die Pflichten eines ehrenamtlichen Richters getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und getreu dem Gesetz zu erfüllen, nach bestem Wissen und Gewissen ohne Ansehen der Person zu urteilen und nur der Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen

[–] [email protected] 1 points 7 months ago

Also sollte der Ausgang eines Gerichtsverfahrens davon abhängen wie gut jemand darin ist von Angesicht zu Angesicht zu lügen? Dann wundert mich nicht dass wir lauter solche Leute in den Machtpositionen unserer Gesellschaft haben.