Internationale Geldgeber, "Kreuzzüge für die Familie" und Medikamente unter der Hand - wie radikale Abtreibungsgegner Einfluss auf die Gesellschaft nehmen wollen zeigt "Die Spur".
Bunte Luftballons, Bilder von Föten und die heilige Maria auf einem Demoplakat: Jedes Jahr versammeln sich auf dem sogenannten "Marsch für das Leben" Tausende, um gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche zu demonstrieren. Auch im September 2023.
Auf den Demonstrationen versammeln sich Abtreibungsgegner aller Richtungen - Konservative, Christen, Jugendverbände, unterschiedliche Vereine. Aber unter den selbst ernannten Lebensschützern finden sich auch radikale Abtreibungsgegner, die mit ihrer Ideologie Einfluss auf die Politik nehmen wollen.
AfD-Politiker laufen beim "Marsch für das Leben" mit
Unter ihnen sind AfD-Politiker wie der EU-Abgeordnete Joachim Kuhs, der Vorsitzende der "Christen in der AfD." Seit Jahren marschieren regelmäßig AfD-Mitglieder wie auch die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch auf dem "Marsch für das Leben" mit.
AfD-Spitzenkandidat für Europa 2024, Maximilian Krah, der dem völkisch-nationalistischen Flügel der AfD zugerechnet wird, nennt die Veranstaltung, einen "wichtigen Fixstern im politischen Kampf für das Recht ungeborener Kinder in Deutschland." Krah ist Rechtsanwalt, Katholik und sagt selbst, er sei "rechts" - das evangelische Magazin chrismon nennt ihn einen "gefährlichen Reaktionär."
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Lebensschutz-Bewegung verbreitet gefährliche Methode
Und in Europa? "Wir sehen in fast jedem Land Versuche, reproduktive und sexuelle Rechte zurückzudrängen. Stärker als je zuvor", sagt der Experte Neil Datta, Direktor des European Parliamentary Forum for Sexual and Reproductive Rights" (EPF) am EU-Parlament.
Auch in Deutschland sind diese Akteure zunehmend aktiv. Zum Beispiel die katholische Organisation "Tradition, Familie, Privateigentum" (TFP), die sich auf einem "Kreuzzug für die Familie" sieht. In Polen war die TFP-Organisation Ordo Iuris dafür verantwortlich, dass eines der strengsten Abtreibungsgesetze durchgesetzt wurde. Ihr Gründer Aleksander Stepkowksi war 2020 sogar Erster Vorsitzender des Obersten Gerichtshofs.
Hierzulande verbreiten Akteure aus der Lebensschutz-Bewegung eine unwissenschaftliche, womöglich sogar gefährliche Methode, mit der man einen Schwangerschaftsabbruch angeblich rückgängig machen kann.
Geld aus USA und Russland für Abtreibungsgegner
Unterstützt werden die Abtreibungsgegner in Europa von internationalen Geldgebern. Die EU-Studie des EPF identifiziert Gelder aus den USA, Russland und Europa. So erhielt zum Beispiel die "Demo für Alle" über die rechtskonservative Plattform "CitizenGo" Gelder vom Putin-nahen Oligarchen Konstantin Malofejew. Die "Demo für alle" wird von Hedwig von Beverfoerde, einer Vertrauten der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, organisiert.
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Wie weit sind wir in Deutschland davon entfernt, dass diese Akteure mit ihrer reaktionären bis gefährlichen Politik tatsächlich Einfluss in den Parlamenten gewinnen? "Das ist gar nicht so weit weg, wie viele Deutsche vielleicht denken", sagt Neil Datta vom EPF.
"Das sieht man am deutlichsten bei der "Alternative für Deutschland". Und es braucht nur ein, zwei schlechte Wahlen, damit diese Leute an die Macht kommen."
- Neil Datta, EPF
Bei den kommenden Europawahlen im Juni könnte sich zeigen, wie stark der Einfluss der religiös-rechten Allianzen aus radikalen Abtreibungsgegnern auch in Europa bereits ist.